Neumann: „Die Chance nutzen, wenn sie kommt“

Schanzer Youngster Phil Neumann erkundet die Natur rund um die Donaustadt

Neumann: „Die Chance nutzen, wenn sie kommt“

24. November, 2017 15.00 Uhr

Im vergangenen Sommer bedienten sich die Schanzer in der „Knappenschmiede“: Phil Neumann, talentierter und flexibler Defensivspieler aus dem königsblauen Nachwuchs, wechselte gerade einmal 19-jährig auf die Schanz. Seitdem hat der Rechtsfuß schon einiges erlebt, allen voran sein Startelf-Debüt gegen Union Berlin, aber auch den ersten „Rückschlag“ aufgrund einer Verletzung. Schon jetzt um einiges an Erfahrungen reicher, ist der U 20-Nationalspieler längst wieder dabei im Rennen um die Kaderplätze. Das „Schanzer Bladdl“ stellt euch den Youngster umfassend vor. 

Hallo Phil! Ein 20-jähriger, gebürtiger Knappe in Ingolstadt, wie ist es für dich nach rund vier Monaten?

Ich hatte wenig Vorstellungen von der Stadt. Aber schon bei der Wohnungsbesichtigung damals hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Ich bin sehr glücklich hier und fühle mich wohl.

Vom „Pott“ mitten ins Herz Bayerns. Kein krasser Schnitt?

Die Unterschiede sind schon deutlich, ich empfinde sie aber als etwas sehr Positives. Die Menschen sind viel ruhiger, entspannter. Es wird mehr gelacht – die Stimmung hier ist eine ganz andere. Mir entspricht diese Atmosphäre bzw. das Klima, mit der Mentalität kann ich mich super anfreunden.

Für dich war es dennoch der erste Sprung raus aus heimatlichen Gefilden… Für dich mit einem mulmigen Gefühl verbunden? 

Überhaupt nicht. Mein Wechsel stand im Winter fest, ich hatte also ein halbes Jahr Zeit, mich darauf vorzubereiten. Unabhängig davon war ich noch nie der Typ, der so verwurzelt ist. Meine Familie kommt regelmäßig zu Besuch, meine Freundin ist vor Kurzem zu mir nach Ingolstadt gezogen, insofern fehlt mir hier nichts.

Wer sind innerhalb der Mannschaft deine engsten Teamkollegen?

Ich komm mit allen super klar, mit den Jungen habe ich noch etwas mehr zu tun. Das liegt altersbedingt aber wohl in der Natur der Sache.

Abseits des Platzes, was machst du da?

In Ingolstadt einkaufen, zum Beispiel im Village, oder wir fahren auch mal in eine andere Stadt, zum Beispiel nach Nürnberg oder München… Wichtig ist mir Aktivität. Ich bin gerne unterwegs. 

Weil du bewusst auch Abstand zur täglichen Arbeit auf dem Fußballplatz suchst?

Auch mal, aber natürlich ist der Fußball auch in der freien Zeit ein großes Thema. Ich schaue mir jetzt nicht jede Partie im Fernsehen an, verfolge die Geschehnisse in den Ligen aber schon.

Stichwort „Aktivität“: Im Sommer warst du in Südkorea bei der U20-WM dabei. Welche Erfahrungen hast du dort gemacht?

Das war eine super Erfahrung, sowohl sportlich als auch mensch-
lich. Ich konnte eine ganz andere Kultur kennenlernen, die Menschen begegneten uns äußerst freundlich. Schade, dass es sportlich nicht so gut gelaufen ist, wir schieden im Achtelfinale aus.

Wie ist der Stand denn in Sachen U 20 aktuell?

Es war schön, in der abgelaufenen Länderspielpause wieder dabei zu sein. Ich bin grundsätzlich gerne dabei – Es ist ein tolles Gefühl, mit dem Bundesadler auf der Brust aufzulaufen. Ich möchte natürlich wieder fester Bestandteil des Teams sein.

Gutes Stichwort, vor dem Liga-Spiel gegen Fürth warst du noch fix eingeladen zur Nationalmannschaft. Dann folgte die Verletzung im Abschlusstraining. Ein herber Rückschlag für dich?

Klar, das war unglücklich für mich. Mit Stefan Leitl hatten wir gerade einen neuen Trainer bekommen, da wollte sich natürlich jeder zeigen. Im Abschlusstraining vor dem Fürth-Spiel kam dann die Sprunggelenksverletzung. ‚Warum muss das jetzt passieren?‘ war mein erster Gedanke. Das hat mich schon traurig gemacht. Du arbeitest tagtäglich für deine Chance, und die wird in einer Sekunde zunichte gemacht. Das war erst einmal ein Nackenschlag.

Der erste Schreck über die Verletzung verflog Gott sei Dank relativ schnell, du konntest das Training bald wieder aufnehmen.

Genau. Weiter geht es, ich bin jetzt schon längst wieder voll dabei. Für mich gilt es, mich zu zeigen und auf meine Chance zu warten. Wenn die kommt, will ich sie natürlich nutzen.

Was sind generell deine Ziele für deine Zeit hier auf der Schanz?

Erst einmal war mir wichtig, gut anzukommen. Die Gespräche im Vorfeld mit den Verantwortlichen waren super. Ich möchte mich sportlich und menschlich weiterentwickeln und freue mich auf die Zeit hier beim FCI.

Positionell giltst du als flexibel. Vor- oder Nachteil?

Ich denke, das ist ein Vorteil. Ich spiele dort, wo mich der Trainer hinstellt. Die Positionen sind mit verschiedenen Erwartungen verbunden, ich sehe keinen Nachteil darin, dahingehend Qualitäten mitzubringen.

Außenverteidigung, defensives Mittelfeld, Innenverteidigung – wo bist du denn am liebsten?

Wie gesagt, wo ich aufgestellt werde, gebe ich mein Bestes und bin da! Am Wohlsten fühle ich mich in der Innenverteidigung oder rechts hinten. Ich bin aber auch um die Erfahrungen in der defensiven Mittelfeldrolle froh.

Bist du immer schon ein defensiver Spieler gewesen?

Nicht wirklich, ich habe zumindest auf Kleinfeld in meinen Anfangsjahren noch gerne im offensiveren Mittelfeld gespielt. Auf Großfeld rückte ich dann zunehmend nach hinten, erstmal auf die Außenverteidigerposition.

Du hast bei der DJK SpVgg Herten begonnen, bist aber schon 2005 zum FC Schalke 04 in die Knappenschmiede gewechselt. Wie waren deine Anfänge als Fußballer?

Mein Papa hat mich in den Fußballverein gesteckt (lacht), so ging es los. Ich war sieben, als wir ein Testspiel gegen Schalke hatten. Daraufhin wurde ich dort zum Probetraining eingeladen – und durfte immer wieder kommen. Über ein Auswahlverfahren wechselte ich letzten Endes zur U9 und spielte dann zwölf Jahre auf Schalke.

Eine besondere Verbindung, die sicherlich trotz deines Abschieds hält…

Klar. Mein Vater hat dort eine Dauerkarte, alle sind Schalker in der Familie. Ich gucke die Spiele, wenn es passt, auch an und drücke Schalke die Daumen.

Auch wenn die Karriere bei dir frühzeitig absehbar war – was wäre ohne Fußball geworden?

Ich habe mein Fachabitur auf einem Wirtschaftsgymnasium gemacht. Wahrscheinlich wäre es auf ein Studium in Richtung Betriebswirtschaftslehre hinausgelaufen, im Kopf hatte ich ein duales Studium. Jetzt gilt mein Fokus aber erst einmal voll und ganz dem FC Ingolstadt 04.

Wie bewertest du die aktuelle Situation bei deinen Schanzern? 

Die Ergebnisse stimmen und ich bin guter Dinge, dass es so weiter geht. Auf dem Platz werden wir immer mehr zur Einheit und gefestigter. Gegen Düsseldorf erwartet uns ein schwerer Brocken, aber ich bin mir sicher, dass wir am Ende als Sieger vom Platz gehen werden.

Vielen Dank für das Interview, Phil.